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Erschienen im März 2008 im Dittrich Verlag
Roman

Alle waren in Woodstock - außer mir und den Beatles

Klaus J. Frahm, GIESSENER ANZEIGER

Georg Meier hat ein unterhaltsames Stück Erinnerungsliteratur geschrieben, das immer wieder mit Krimielementen aufwartet. …

Meier schreibt unterhaltsam und kurzweilig, die vielen Details über die aktuelle Musik, die Haarlänge, die Mode geben dem Buch eine besondere Würze.
Von den ersten Knastaufenthalten bis zu den Reisen nach Indien beschreibt Meier eine Welt, in der alle glaubten, es gebe keine Schlechtigkeit und die »Political Correctness« weitgehend noch nicht erfunden war.
Windige Offenbarungen für Leute, die die Zeit nur aus den diffusen Erzählungen ihrer Eltern kennen, hält das Buch eine Offenbarung nach der anderen bereit. Wie dachte man über Sex, wie über das Establishment. Welche Träume gab es, wie kriminell war man, wenn man den neu aufgekommenen Drogen frönte.
Und wie leicht übertrat man auch andere Gesetze, wenn schon für den Drogenkonsum höhere Strafen drohten, als für Diebstahl und Betrug. Über die ganzen 484 Seiten bleibt der Leser gefesselt und hin und wieder ertappt er sich dabei, dass er darüber nachdenkt, auch einmal einfach so los zu ziehen, mit dem Daumen im Wind.

Andreas Resch, NEUES DEUTSCHLAND

Viele Romane, die im Drogenmilieu spielen, beschreiben anschaulich den Alltag eines Süchtigen, klammern dabei jedoch Wesentliches aus: den Rausch selbst, vielleicht, weil sich dies schlecht in Worte fassen lässt. …
In seinem autobiografisch geprägten Buch »Alle waren in Woodstock außer mir und den Beatles«, umschifft Georg Meier das Monotonie-Problem eines typischen Drogenromans dadurch, dass er die gesellschaftlichen und politischen Ereignisse der sechziger und siebziger Jahre reflektiert: Emanzipation, Pille und freie Liebe, amerikanische Bürgerrechts- und europäische Studentenbewegung, Kommune und WG, RAF-Sympathisantentum – all das fließt in die geschichte um sein alter ego, den 1947 im hessischen Gießen geborenen Beatnik Michel, ein. …
Der Tonfall des Ich-Erzählers ist schnoddrig. ohne gekünstelt zu wirken. Drogenerlebnisse werden oft mit bestimmten Songs assoziiert: »Wie Perlen an einer endlosen Schnur reihten sich Begriffe aneinander in treibenden Tempo, wie Mike Bloomfields Gitarrenspiel in dem Bob-Dylan-Stück Tomstone Blues, die Hammond-Orgel in Light my Fire von den Doors, das Pianoin der Beatlesversion von Rock’n‘Roll-Music.« Solche Beschreibungen erzeugen eine nahezu rauschhafte Atmosphäre, die es ermöglicht, das Lebensgefühl Michels nachzuempfinden. …
Ein höchst unterhaltsames Buch über die Hoffnungen und Verirrungen einer bewegten Epoche.

Gregor Ziolkowski DEUTSCHLANDRADIO KULTUR

»Woodstock«, »Beatles« – schon im Titel flirren die Signalwörter, die das Themenfeld dieses Romans genau abstecken. Rebellion, sex and drugs …, 68, all das. Es irritiert natürlich ein wenig, dass da eigentlich von Abwesenheiten geredet wird, aber alles klärt sich schnell, denn das geografische Zentrum dieses Romans ist die hessische Stadt Gießen. Hier wurde der Ich-Erzähler Michel kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, hier verbrachte er seine Jugendjahre, hierhin kehrte er aber auch immer wieder zurück, wenn ihn seine geistigen, realen und psychedelischen Ausfahrten gleichsam zurück an den Strand warfen. …
(Der) sich erinnernde Ich-Erzähler referiert sein Leben aus deutlicher Distanz zu seiner Vergangenheit: Eine neuerliche und zeitnahe Reise an die alten Orte – es ist die zweite Ebene des Romans – ruft diese Erinnerungen wach. Freilich ist aus dem »Hippie« von einst offenbar ein rechter »Geldsack« geworden, der von der Auto- bis zur Unterwäsche-Marke nur die feinsten Adressen gelten lässt und der durchaus von den Neurosen des Wohlstandsbürgers geschüttelt wird. Kann das sein, wie geht das zusammen?
Es geht im gleichen Maß zusammen, wie ein Angehöriger der Frankfurter Stadtguerrilla Außenminister Deutschlands werden konnte (Joschka Fischer, erwähnt im Roman). Der letzte Teil zelebriert in knappen Passagen den Aufstieg des »Hippies« zum "Manager« eines kleinen Imperiums aus Kneipen, Restaurants, Spielautomaten und Immobilien. Ein überraschendes Romanende stellt dann praktisch die gesamte Geschichte auf den Kopf, widerruft große Teile des Erzählten und unterstreicht damit die selbstironische, burleske Tendenz dieses modernen Schelmenromans.

RBB Antenne Brandenburg

Was war das eigentlich für eine Zeit? Die 60er und 70er Jahre in der Bundesrepublik. Eltern verstanden ihre Kinder nicht mehr, die die Schule abbrachen, sich die Haare lang wachsen ließen und in die Welt trämpten. Sie suchen einen Gegenentwurf zur bestehenden Gesellschaft und dazu war ihnen jedes Mittel recht.
Mitten drin der Protagonist des Romans, der in seltener Offenheit von sich und den Gleichgesinnten erzählt. Es geht um Beatniks, Gammler, Hippies, es geht um freie Liebe, die Kommune 1 Fritz Teufel und Benno Ohnesorg, Helmut Kohl und Willy Brandt, um Hausbesetzungen, Demonstrationen, Auseinandersetzungen mit der Polizei, um Humanisten, Radikalisten, Sozialisten Kommunisten und neue Faschisten. Aber vor allem geht es um die Selbstfindung, wie soll ich leben, wie kann ich leben, ich will mich nicht anpassen und daher muß ich weg aus Deutschland, hinaus in die Welt. Frankreich, die Türkei, Afghanistan, Israel – überall trifft man in dieser Zeit auf Aussteiger aus aller Herren Länder, Szenekneipen, Szenetreffs und immer gibt es einen der Rauschgift besorgen kann.
Ob Haschisch, Heroin, die Wasserpfeife – alles wird probiert und in dem dann rauschenden Zustand irren die Gedanken durcheinander, wird die Welt verbessert und eine Revolution beschworen, die irgendwann kommen wird und sie, die Bekifften, sind in vorderster Linie. Wenn kein Dope zu besorgen ist muß der Alkohol die Ersatzdroge sein. Es gibt den "goldenen Schuß", Gefängnisaufenthalte, sexuelle Eskapaden aber auch echte Bindungen.
Es werden unzählige Kneipen und Absteigen beschrieben und eine große Rolle nimmt natürlich die Musik ein, von den Beatles angefangen. Wenn sich ein Leser die Titel abschreiben würde, kämen sämtliche Hits aus dieser Zeit zusammen, die Hotels wie gesagt würde ich mir nicht merken, eventuell einige Kneipen aus Hamburg, Duisburg, Nürnberg. Natürlich ist diese irre Zeit mit irren Typen in eine benfalls irre Geschichte gebettet und manchmal dachte ich selbst einen Joint geraucht zu haben, obwohl ich nur gelesen hatte.
Wer wissen möchte, was in dieser Zeit in der Bundesrepblikpolitisch, gesellschaftlich, kulturell an der Tagesordnung war, wie internationale Ereignisse reflektiert und diskutiert wurden, welchen Einfluß die stationierten GI’s hatten, der sollte sich diesen Roman zu Gemüte führen. Zeitgeschichte in fantastischen Geschichten und ich kann nun verstehen, warum einige der damaligen 68er dieser Zeit heimlich immer noch nachtrauern, obwohl sie nun Anzüge tragen und leitende Positionen haben.

 

Thomas Neumann, LITERATURKRITIK.DE

Michel ist aus Gießen. Gießen ist in den 1960er-Jahren des 20. Jahrhunderts Provinz. Die Rahmenbedingungen für seine Jugend sind die engen Grenzen des Wirtschaftswunders. Werte und Wünsche einer prosperierenden Konsumgesellschaft werden an ihn herangetragen – denen er sich verweigert. Eine Ausbildung im Gastronomiebereich wird mit Mühe absolviert, dann der Seesack gepackt und im Sinne von Jack Kerouacs »On the road« in Richtung »Gammlerparadies« losgezogen. Das erzählende Ich ist Jahrgang 1947. Der Erzähler erlebt in den folgenden Jahren eine fast »klassische« Sozialisation eines 68er-Protagonisten. Keine Arbeit, ab und an ein kleiner Nebenjob, auf Wiesen herumliegen, Haschisch rauchen, Bier trinken und jede Menge Mädchen, die bereitwillig auf ein Abenteuer mit einem Beatnik warten. Dazu eine gute Portion Musik. Die einschlägigen Musikstandards werden rekapituliert und den entsprechenden Situationen und Erlebnissen zugeordnet. Eine stattliche Diskografie entsteht so neben der Lektüre.
Der Leser wird durch die Welt eines »Gammlers« geführt, erfährt etwas über damalige Modedrogen, ist mit dem Protagonisten in schäbigen Hotels in Istanbul, reist nach Indien und wird nebenbei über jede Menge aktuelle politische Ereignisse informiert. Ende der 1960er-Jahre wird die zunehmende Antiamerikanisierung der Umwelt des Protagonisten auffällig – vor allem in seinen Reflektionen über den Vietnamkrieg, die gesellschaftliche Atmosphäre in der BRD und die Studentenunruhen. Die BILD-Zeitung ist allgegenwärtig. Meier schafft es, die Atmosphäre der Unsicherheit, Bedrohung und allgemeinen Verunsicherung einzufangen, die Anfang der 1970er-Jahre in politischer Hinsicht – vor allem mit der RAF als ständigem Bedrohungspotential im Hintergrund – in der Luft lag. Seine eigenen Fluchten werden immer wieder thematisiert, ebenso die Auseinandersetzung mit dem Elternhaus, das sich mit den neuen Lebensidealen des Sohnes nicht einverstanden erklären kann. Der Tod der Mutter ist ein einschneidendes Erlebnis und wird mit dem endgültigen Verlust von Heimat gleichgesetzt. Dazwischen immer wieder die Begegnungen mit verschiedenen Frauen, Freundinnen und Bettgenossinnen.

Tina Schröder, Buchprofile

»Alle waren in Wodstock« ist ein wenig verrückt, manchmal derb und voller Selbstironie. Treffend spiegelt es das Lebensgefühl seiner Zeit wieder.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de

Georg Meier gelingt es in seinem Roman »Alle waren in Woodstock, außer mir und den Beatles« in unterhaltsamer Weise das Lebensgefühl einer Generation zu beschreiben. Der Protagonist ist einer von vielen, die es wagten, dem spießigen Milieu einer bürgerlichen Gesellschaft zu entfliehen. Zugegeben, viele fleißige und angepasste junge Menschen in den 1960er Jahren haben sich verwirklicht, beruflich Karriere gemacht und eine Familie gegründet. Doch der Held des vorliegenden Romans ist auf der Suche nach seiner Identität, seiner spirituellen und politischen Heimat. Diese Suche treibt ihn durch die Welt und die Höhen und Tiefen menschlicher Erfahrung. Es ist das Bild einer suchenden Generation, das der Autor schonungslos und offen zeichnet. Sicher eine Lektüre für Nostalgiker, die noch immer in ihren Träumen dem Glück und den verpassten Möglichkeiten hinterher jagen. Der Roman bietet aber auch der heutigen jungen Generation einen Einblick in die Lebenswelten ihrer Eltern und Großeltern. Daher empfehle ich den Roman auch als Schullektüre.

Badische Neueste Nachrichten

Am stärksten ist das Buch immer, wenn Meier in Gestalt seines Alter Ego Michel ganz nah an seiner damaligen. Lebenswirklichkeit ist und glaubhaft, ohne um die Sympathie des Publikums zu buhlen, die Irrungen und Wirrungen eines jungen Mannes schildert, der einfach nur raus wollte und sich dabei auch in manche Sackgasse verrannt hat. Darin werden viele, die damals jung waren, vieles wiedererkennen.

Manfred Schubert, OBERHESSISCHE PRESSE

Wer schon immer wissen wollte, wie es ist, auf einem LSD-Trip zu sein, ohne es selber auszuprobieren, und sich dabei auch noch köstlich amüsieren möchte, dem sei Georg Meiers Roman empfohlen.